Warum LPH 2 entscheidend für den Projekterfolg ist
Die Rolle der Entwurfsplanung im Bauprozess
Die Leistungsphase 2 (LPH 2) gemäß HOAI ist mehr als nur ein konzeptioneller Zwischenschritt: Sie legt das Fundament für alle weiteren Planungs- und Ausführungsphasen. In dieser Phase wird der erste belastbare Entwurf entwickelt, auf dessen Basis Kosten, Termine und technische Anforderungen abgestimmt werden. Umso wichtiger ist es, dass in LPH 2 Klarheit über Bedarfe, Erwartungen und Schnittstellen herrscht.
Was passiert, wenn Anforderungen unklar bleiben
Fehlen zu Beginn klare Angaben zu Bedarfen, Nutzung oder technischen Schnittstellen, schleichen sich Missverständnisse ein. Planungen werden mehrfach überarbeitet, technische Konflikte entstehen erst in der Ausführung und Termine geraten ins Wanken. Die Ursache liegt fast immer in der mangelnden Kommunikation zu Beginn des Projekts.
Aber sollte das nicht schon in LPH 0 oder 1 passieren?
Ein berechtigter Einwand. Idealerweise werden zentrale Bedarfe und Zielsetzungen bereits in einer vorgelagerten Phase – der sogenannten LPH 0 – strukturiert erarbeitet. In der Praxis zeigt sich jedoch oft ein anderes Bild: Fachplaner, insbesondere aus dem Bereich der Elektrotechnik, werden oftmals zu spät einbezogen. Bis dahin wurden wichtige Entscheidungen oft schon getroffen – ohne technische Bewertung.
Deshalb ist es entscheidend, dass spätestens in LPH 2 ein gemeinsames Verständnis geschaffen wird. Mit klaren Checklisten und Workshops lassen sich viele Lücken aus der früheren Projektphase kompensieren. Diese strukturierten Werkzeuge ersetzen zwar nicht die frühzeitige Einbindung – sie sind aber ein realistisches Mittel, um typische Fehler in der Praxis abzufangen.
Typische Folgen fehlender Klarheit in frühen Planungsphasen
Verzögerungen, Nachträge und steigende Kosten
Unklare Zielvorgaben führen zu Änderungen im Planungsverlauf. Diese Änderungen bedeuten meist: mehr Aufwand, mehr Kosten, und mehr Zeit. Vor allem in komplexen Projekten wirken sich selbst kleine Unstimmigkeiten massiv auf den Bauablauf aus.
Vertrauensverlust im Projektteam
Wenn Erwartungen nicht ausgesprochen werden, entstehen Fehlinterpretationen. Planer und Bauherren sprechen aneinander vorbei, das Vertrauen leidet. Eine offene, frühzeitige Abstimmung wirkt dem entgegen und sorgt für ein konstruktives Miteinander.
Das Praxisbeispiel: Instandhaltungshalle mit Büroanbau
Ausgangssituation und Herausforderungen
Bei einem Industrieprojekt plante die Pohl Planen & Beraten GmbH eine Instandhaltungshalle mit Büroanbau. Die Planung befand sich in LPH 2, die grundlegenden Anforderungen waren formuliert – und doch zeigte sich: Es fehlte an Detailtiefe in entscheidenden Punkten.
Welche Themen im Workshop identifiziert wurden
- unklare Anforderungen an die IT- und Datentechnik
- fehlende Abstimmung der Beleuchtung zwischen Halle und Büro
- widersprüchliche Vorstellungen zur Zutrittskontrolle
- unzureichende Angaben zu den Strombedarfen einzelner Maschinen
- offene Fragen bei der Notstromversorgung
- keine definierten Schnittstellen zur Brandmeldeanlage
Diese Erkenntnisse führten zu einer zielgerichteten Überarbeitung der Entwurfsplanung – noch bevor größere Kosten oder Bauverzögerungen entstanden.
Drei konkrete Werkzeuge für mehr Klarheit in LPH 2
Bedarfsliste-Checkliste – klare Anforderungen erfassen
Die Bedarfsliste-Checkliste dient als strukturierte Grundlage für die Bedarfsaufnahme. Sie enthält alle typischen Aspekte technischer und funktionaler Anforderungen und hilft, auch selten beachtete Punkte systematisch zu erfassen. Sie schafft Transparenz über die Erwartungen des Bauherrn.
Schnittstellen-Checkliste – alle Beteiligten einbinden
Gerade an Schnittstellen zwischen Architekt, Fachplaner und Bauherr entstehen Reibungsverluste. Die Schnittstellen-Checkliste fördert die Zusammenarbeit und stellt sicher, dass Verantwortlichkeiten geklärt und Informationsflüsse sichergestellt sind. So werden Fehlerquellen frühzeitig eliminiert.
Planungsworkshop – strukturierte Abstimmung auf Augenhöhe
Ein moderierter Planungsworkshop bietet Raum für Diskussion, Klärung und gemeinsame Zielbildung. Alle Projektbeteiligten bringen ihre Perspektive ein. Das Ergebnis: Ein gemeinsames Verständnis, das die Grundlage für eine realistische und tragfähige Planung bildet.
Was hat der Bauherr für Vorteile?
- Planungssicherheit ab der frühen Phase
- Reduzierte Planungsänderungen und Folgekosten
- Vertrauen in die Kompetenz des Planungsteams
- Aktive Steuerung von Qualität, Terminen und Budget
Was hat der Mitarbeiter für Vorteile?
- Klare Aufgaben und Zuständigkeiten im Projektteam
- Reduzierter Abstimmungsaufwand
- Weniger Ärger durch nachträgliche Änderungen
- Mehr Motivation durch strukturierte Prozesse
Was hat das Planungsbüro für Vorteile?
- Effizientere Planungsprozesse
- Geringere Fehlerquote durch klar definierte Anforderungen
- Bessere Zusammenarbeit mit allen Projektpartnern
- Höhere Zufriedenheit bei Bauherr und Nutzer
Fazit: Klarheit ab LPH 2 zahlt sich aus
Viele Probleme im Bauprozess lassen sich vermeiden, wenn bereits in der Entwurfsplanung strukturiert gearbeitet wird. Die Erfahrung zeigt: Wer in LPH 2 die Weichen richtig stellt, spart nicht nur Kosten und Zeit, sondern legt auch den Grundstein für ein vertrauensvolles Miteinander aller Beteiligten. Mit klaren Checklisten, gezielten Workshops und offener Kommunikation können Projekte von Anfang an auf Erfolgskurs gebracht werden.








